Ein Totenkopf auf jedes Schnitzel – Jetzt also doch
Eine britische Studie gibt militanten Veganern Anlass zur Hoffnung
In meinem Artikel
hatte ich die Frage ja noch ironisch gemeint.
Wie der Spiegel uns heute verrät, fahren die Veganer aber voll ab auf die Idee.
In England hat man das Grusellabeling à la Glimmstengel jetzt „erfolgversprechend“ in einer Studie getestet [1]
Die Autoren präsentierten ihren 1001 Studienteilnehmern (alle Fleischesser) hypothetische Speisekarten, auf denen bspw. ein Burger in einer Fleisch- und drei fleischlosen Varianten gezeigt wurde (Fisch, vegetarisch und vegan).
Die Kontrollgruppe sah die Burger-Bilder ohne Label und Warnhinweis.
In den übrigen drei Interventionsgruppen hatte man das Bild des Fleischburgers um jeweils ein Gruselbild zu Gesundheit, Klimawandel oder Pandemie bereichert.
Der Burger war nur eine von insgesamt 20 hypothetischen Mahlzeiten, die allen Probanden zur Auswahl vorgelegt wurden.
Zu den 20 Mahlzeiten gehörten auch solche, die selbst ohne Fleisch bei Fleischessern tischtauglich sind: Pizza, Nudeln, Spaghetti und Omelett beispielsweise.
Während die Teilnehmer der Kontrollgruppe durchschnittlich bei 7 der 20 Mahlzeiten sich für die fleischlose Version entschieden, waren in den drei Interventionsgruppen 9 Mahlzeiten fleischlos.
Zwei Mahlzeiten weniger, das ist nicht so der Knaller, wie man ihn mit dem Spiegel Untertitel erwartet hätte:
„Eine britische Studie legt nahe: Die Labels zeigen Wirkung.“
Wirkung in der Form statistischer Signifikanz, ja.
Aber ist das wirklich relevant, und vor Allem:
was hielten denn die Teilnehmer von der Idee, Gruselbilder auf jedes Schnitzel zu stecken?
Nichts.
Diese Erkenntnis der Autoren verheimlicht uns der Spiegel natürlich.
„participants neither supported nor opposed the introduction of climate warning labels, but they opposed the introduction of health and pandemic warning labels“
Auf Deutsch:
“Die Teilnehmer sprachen sich weder für noch gegen die Einführung von Klimawarnhinweisen aus, lehnten aber die Einführung von Gesundheits- und Pandemiewarnhinweisen ab“
Im Klartext gesprochen: macht mit euren Klimahinweisen, was ihr wollt, aber verschont uns von eurem Gesundheitsgeplärre.
Und wie kommt ihr eigentlich darauf, dem Fleisch auch noch die Schuld an Pandemien anzudichten?
Aber selbst die Autoren nehmen sich das nicht zu Herzen. Vielmehr bezeichnen sie ihre Ergebnisse als „vielversprechend“ denn
“Fear appeals are persuasive messages that aim to induce fear by communicating the potential risk or harm to individuals if they do not follow the message’s recommendations.”
Auf Deutsch:
“Furchtappelle sind überzeugende Botschaften, die darauf abzielen, Furcht auszulösen, indem sie das potenzielle Risiko oder den potenziellen Schaden für den Einzelnen kommunizieren, wenn er den Empfehlungen der Botschaft nicht folgt”
Nun wissen Sie, was auf uns zukommt. Aber das beste Mittel gegen die auf ihren hohen moralischen Rössern sitzenden Gesundheitsgouvernanten ist Zahlenverständnis.
Denn dass die Panikmache vor Steak, Schnitzel, und Saumagen keine belastbare epidemiologische Grundlage hat, habe ich hier bereits ausführlich diskutiert (allerdings auf Englisch):
Referenzen
[1] Hughes JP, Weick M, Vasiljevic M. Impact of pictorial warning labels on meat meal selection: A randomised experimental study with UK meat consumers. Appetite 2023;190:107026. doi:10.1016/j.appet.2023.107026.